Du hast dir schon oft vorgenommen, in bestimmten Situationen anders zu reagieren als früher? Vielleicht achtsamer, selbstmitfühlender, abgrenzender oder gelassener? Sicherlich hat das auch schon ein paar Mal gut funktioniert, doch es kommt immer wieder dazu, dass du in alte Muster zurückfällst? Das passiert schleichend, unbewusst und teilweise unerwartet. Damit du verstehen kannst, warum du in alte Muster zurückfällst, teile ich dir meine eigenen Erfahrungen mit dem Thema.
Meine persönliche Erfahrung mit alten Mustern
Zu meiner Person: Ich bin 33 Jahre alt, von Beruf Logopädin und Psychologin und arbeite seit 4 Jahren als freiberufliche Coach und psychologische Beraterin. Meine Arbeit – oder eher gesagt meine große Leidenschaft für das Thema Mental Health - ist geprägt von eigenen Erfahrungen mit psychischen Belastungen und Krisen. Denn ich habe eine rezidivierende depressive Störung – sprich: Ich bin mit den Themen Depressionen, Burnout und ungünstigen alten Mustern (leider) bestens vertraut.
Das ist erstmal auf gut deutsch gesagt ziemlich kacke. Aber: Durch jahrelange Psychotherapie plus medikamentöse Einstellung, ganz viel Selbstreflexion und Anpassung an die Umstände habe ich die positive Erfahrung gemacht, dass man an seinen Mustern arbeiten kann und seine Lebensumstände gesundheitsförderlich gestalten kann.
Man könnte denken, dass ich jetzt bestens weiß, was mir guttut und das konsequent umsetze. Spoiler-Alert: Nein! Ich rutsche ebenfalls immer wieder in alte Muster, die mein Motto „Psychische Gesundheit first“ total unterlaufen. Ich muss deswegen immer wachsam sein und meine Lebensführung darauf prüfen, ob sich wieder dysfunktionale Verhaltensmuster eingeschlichen haben. Hier mal Top 5 meiner alten Muster, die auf Dauer dazu führen, dass es mir psychisch gar nicht gut geht.
Alte Muster: Meine Klassiker
- Ich höre nicht auf meinen Körper und meine innere Weisheit: Alles in mir schreit Pause, und ich mache trotzdem weiter. Ohne Witz, das grenzt teilweise an psychische Körperverletzung an mir selbst.
- Ich beeile mich ständig und mache immer was „zwischendurch“, z.B. kurz hier aufräumen, kurz da was abwischen, kurz diese Mail beantworten, anstatt mich auf eine Sache voll und ganz zu fokussieren. Das führt dazu, dass ich innerlich und äußerlich rastlos bin. Teilweise mache ich dann ganz vieles mit ganz wenig Achtsamkeit.
- Ich vergleiche mich mit anderen und will irgendwie alles sein. Gerade aktuell: Ich wäre gerne Minimalistin und will gleichzeitig ganz viel shoppen.
- Ich will, dass alle mich mögen und mich als liebenswert, klug, attraktiv, leistungsfähig und gleichzeitig entspannt wahrnehmen (Gar keine hohen Anforderungen an mich selbst, oder?)
But: Why??? Ich nehme euch mal mit auf Hypothesen-Reise, warum diese alten Muster so mächtig sind und mich trotz besserem Wissen immer mal wieder einholen.
Hypothese 1: Die alten Muster waren in der Vergangenheit nützlich
All unser Verhalten hat irgendeine Funktion. Nur passt die Funktion oft nicht mehr in das Hier und Jetzt, weil sich beispielsweise unsere Werte oder Lebensumstände verändert haben. So war es früher für mich richtig hilfreich, nicht auf meine Grenzen zu achten und einfach durchzupowern: Dadurch habe ich Ausbildung, Studium, Nebenjob, Boyfriend, Familie, Großfamilie, gutes Aussehen, beliebt sein, lustig sein und klug sein lange Zeit gleichzeitig erfolgreich bedient. Aber irgendwann war das dann zu anstrengend und ich konnte dieses äußere Bild von mir nicht mehr aufrechterhalten.
Mein Coaching-Tipp Nr. 1 im Umgang mit alten Mustern
Mein Coaching-Tipp: Unterziehe deine alten Muster mal einer Kosten-Nutzen-Analyse. Frage dich: Was ist der Nutzen des Musters? Und was sind die Kosten? Als Marker nehme ich da gerne die Vitalität und Lebensfreude. Wenn das Muster mehr Vitalität und Lebensfreude kostet, als dass es dir nutzt, dann ist es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr zeitgemäß.
Hypothese 2: Die alten Muster wurden von deinem Umfeld lange verstärkt
Viele meiner alten Muster haben mich für andere zu einer sehr angenehmen Zeitgenossin gemacht. Nicht umsonst wurde ich in der Abi-Zeitung zur „perfekten Schwiegertochter“ gekürt. Auch unsere heutige Zeit in Form von Kapitalismus, Leistungsgesellschaft, Individualismus und Selbstoptimierung fördert diese Muster. Da wir alle lernende Wesen sind, ergibt sich: Das Verhalten, was verstärkt wird, zeigen wir immer öfter.
Mein Coaching-Tipp Nr. 2 im Umgang mit alten Mustern
Mein Coaching-Tipp: Sieh neue Verhaltensweisen als spannendes Experiment. Wie ist es für dich, die Bude mal unaufgeräumt zu haben, wenn Besuch kommt? Wie ist es für dich, Nein zu sagen? Was kommt hoch? Nimm die Perspektive eines neugierigen Wissenschaftlers oder Wissenschaftlerin ein. Beobachte wertfrei was passiert und in ruhigen Momenten kannst du evaluieren: War das neue Verhalten lohnenswert? Wie hat mein Gegenüber reagiert? Was übernehme ich aus dem Experiment und was nicht?
Hypothese 3: Hochstress unterbindet Achtsamkeit
Ich glaube, ich hatte im Coaching noch nie eine Person, die nicht gestresst war. Ich sage immer zu meinen Coachees: Wenn ich dir jetzt und hier Blut abnehmen würde, dann würde ich mit Sicherheit eine Menge Cortisol (Stresshormon) darin messen können. Dieser chronische Stress untergräbt unsere innere Weisheit, unsere Intuition und unsere Achtsamkeit. Alte Muster, die sich wieder einschleichen, fallen uns nicht auf. Bei gefühlt 3000 Anforderungen am Tag bleibt ganz wenig innerer Raum, das eigene Verhalten auf Nützlichkeit zu prüfen.
Mein Coaching-Tipp Nr. 3 im Umgang mit alten Mustern
Mein Coaching-Tipp: Phasen der Ruhe und der Einkehr einplanen und diese Phasen nicht vom inneren Kritiker kaputtreden lassen. Aka: „Das geht jetzt nicht, da hast du jetzt keine Zeit zu, du bist eh viel zu unruhig dafür gerade.“ Ich habe nach und nach gelernt, Ruhephasen und Einkehr als ein normales Alltagselement zu kultivieren. Ich sage mir: Phasen der Ruhe und der Einkehr gehören zum Zyklus des Lebens dazu. Nichts in der Natur blüht die ganze Zeit. Wir sollten es also auch nicht von uns verlangen. Nur so kannst du die Warnsignale deines Körpers und deiner inneren Weisheit hören!
Hypothese 4: Es ist ein lebenslanger, nie abgeschlossener Prozess
Alte Muster sind jahrelang in unser Gehirn tätowiert. Vielleicht verlieren wir sie nie ganz. Vielleicht sind sie unsere psychische Achillesferse, unser „pain point“. Vielleicht gehören sie zu uns wie unsere Augenfarbe. Wir können uns selbstverpflichten, immer gut auf diese Muster zu gucken. In dem Wissen, dass sie, wenn sie überschießen, nicht förderlich sind für unsere langfristige Gesundheit.
Mein Coaching-Tipp Nr. 4 im Umgang mit alten Mustern
Mein Coaching-Tipp: Selbstmitgefühl! Wir sitzen alle im gleichen Boot, wir sind Menschen, keine Maschinen. Kannst du deinen alten Mustern mit all deiner Güte und Sanftheit begegnen? So nachsichtig, wie du auch mit einer guten Freundin oder einem Kind wärst? Schafft diese innere Nachsicht mit dir selbst vielleicht wieder Raum für Veränderung?
Hypothese 5: Unsere alten Muster folgen einem starken Reiz-Reaktions-Muster
Ich sehe ein wenig Unordnung und zack renne ich hin und räume auf, obwohl ich eigentlich gerade eine Pause machen wollte. Mir begegnet eine andere Person (egal ob echt oder digital) und ich denke: "Oh, ich wäre gerne so wie sie" und dann mäkele ich an mir herum, weil ich irgendwie so anders bin. Reiz – Reaktion, Reiz – Reaktion.
Mein Coaching-Tipp Nr. 5 im Umgang mit alten Mustern
Mein Coaching-Tipp: Alte Muster besprechen, aufschreiben, angucken. Was hat das Muster ausgelöst oder befeuert? Was war der Reiz? Was ging dem Reiz voraus? Falle ich vielleicht immer dann in alte Muster, wenn ich gerade nicht ganz fit bin? Wenn ich mich in bestimmten Phasen des Zyklus befinde? Wenn eine Person sich mir gegenüber so und so verhält? Lerne dich und deine Muster gut kennen. Finde Worte für deine alten Muster. So kannst du ihnen kompetent begegnen.
Hast du Lust, dich mit deinen alten Mustern auseinanderzusetzen und ihnen nach und nach die Macht zu nehmen? Ein Coaching eignet sich dafür perfekt!
Oder möchtest du erstmal ausprobieren, wie es für dich ist, dich mit deiner Psyche zu beschäftigen? Dafür ist unser Audiokurs bestens geeignet. Hier kannst du ihn direkt für nur 59€ kaufen!