Das neue Jahr ist schon gar nicht mehr so neu und wie gewohnt bekommen wir viele Coachinganfragen zum Thema "Wie kann ich meine alten Gewohnheiten dieses Jahr mal wirklich verändern?" Dahinter steht der Wunsch alte Muster und ungeliebte Verhaltensweisen gegen gesundes und hilfreiches Verhalten einzutauschen wie z.B. weniger Stress, gesündere Ernährung und mehr Sport.
Wieso fällt es uns so schwer, langfristig Gewohnheiten zu verändern?
Man kennt es: Am Anfang ist leicht das gewünschte Verhalten zu zeigen und alten, ungeliebten Verhaltensmustern die kalte Schulter zu zeigen. Die Euphorie des Neuen beflügelt, aber schon nach kurzer Zeit tauchen gewohnte Gedanken auf wie "Heute bin ich einfach zu kaputt für Sport, ich muss auf die Couch". Der Grund dafür ist ganz simpel: Unser Verstand liebt das Gewohnte. Die eingetrampelten Pfade unserer alten Gewohnheiten sparen nämlich jede Menge Energie.
Es ist schlichtweg einfach und ressourcenschonend das alte Verhaltensmuster zu zeigen. Neues, ungewohntes Verhalten hingegen braucht Energie und Ressourcen.
Dazu kommt, dass unser Verstand einfach mehr auf kurzfristige Belohnung steht statt auf langfristige. Und sind wir mal ehrlich: Couch, Pizza und Netflix klingt netter als bei 0 Grad zum Sport radeln. Nur langfristig und dauerhaft macht es (vermutlich) nicht glücklich.
Gewohnheiten verändern: Dein Warum ist entscheidend
Was kann uns nun helfen, trotz der Funktionsweise unseres Verstandes ins Handeln zu kommen?
Glückerweise sind wir keine willenlosen Opfer unseres faulen Gehirns. Wir können TROTZDEM das gewünschte Verhalten zeigen, auch wenn unser Verstand uns eine andere Geschichte erzählt. Dabei ist es besonders hilfreich das eigene Warum hinter unseren Gewohnheiten zu kennen. Warum ist es dir wichtig, z.B. regelmäßig Pausen zu machen, dich gesünder zu ernähren oder umzusetzen was auch immer dein Wunsch sein mag? Dein Warum kann ein ganz starker Kompass für dich sein, insbesondere dann wenn erste Hindernisse auftauchen.
Wenn du dich gerne mehr mit deinem Warum - also deinen Werten - beschäftigen möchtest, schau mal hier rein.
Welche (potenziellen) Hindernisse könnten deiner Veränderung im Weg stehen?
Um es deinem Verstand etwas einfacher zu machen Gewohnheiten zu verändern, ist es hilfreich ein wenig Weitsicht zu zeigen. Überlege dir mal in einer ruhigen Minute, welche potentiellen Hindernisse es im Alltag geben könnte, die dich von deinem Vorhaben abhalten könnten. Und dann entwickele für jedes Hindernis einen detaillierten Schlachtplan:
- Wie genau möchtest du mit dem Hindernis umgehen, sobald es auftaucht?
- Wer oder was kann dich dabei unterstützen?
Neue Gewohnheiten brauchen Planung
Planung ist das halbe Leben. Daher ist es hilfreich für unseren Verstand, sich möglichst detaillierte Pläne zu machen, die die Umsetzung deiner neuen Gewohnheiten vereinfachen. Die Umsetzung ist dann ja schließlich schon geplant und unser Verstand muss dann im hektischen Alltag nicht auch noch dafür Zeit und Ressourcen einsetzen (die dann manchmal auch gar nicht mehr da sind).
Achtung: Die Jetzt-ist-eh-egal- Falle
Selbst jeder noch so gute Plan schützt uns leider nicht immer davor, doch mal in alte Verhaltensmuster zu rutschen. Wir sind schließlich nur Menschen! Und wir wissen ja nun, dass es normal und von unserem Verstand erwünscht ist in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.
Ganz wichtig ist es aber nicht in die Jetzt-ist-eh-egal- Falle zu tappen. Unser Verstand erzählt uns gerne Geschichten wie "Jetzt habe ich die ganze Woche keine Mittagspause gemacht, da kann ich es jetzt auch gleich sein lassen!". Natürlich kann es frustrierend sein, wenn man es nicht schafft sich an die eigenen Vorsätze zu halten.
Statt aufzugeben ist es hilfreicher, Verständnis für sich und die eigene Situation aufzubringen und sich selbst mitfühlend zu begegnen. Also sich selbst mit derselben Freundlichkeit und Verständnis zu begegnen, die wir auch einem lieben Menschen in unserem Leben entgegenbringen würden.
Du möchtest mehr über Selbstmitgefühl erfahren? Schau dir gerne unseren Blogartikel dazu an:
Stress: Der Veränderungs-Killer Nr.1
Stress ist natürlich nicht immer vermeidbar und auch nicht per se etwas Schlechtes. Dennoch kann es hilfreich sein nachzuvollziehen, warum wir insbesondere in stressigen Phasen alte Gewohnheiten nicht verändern und in alte Muster zurückfallen. In unserem vegetativen Nervensystem haben wir vereinfacht gesagt zwei Gegenspieler: Den Sympathikus und den Parasympathikus.
Der Parasympathikus ist für die Erholung und den Aufbau von Ressourcen verantwortlich. Der Sympathikus dagegen wird bei jedem Stressor (z.B. Konflikt auf der Arbeit, Druck vom Chef oder Knatsch zuhause) aktiviert, sodass wir in den Fight-, Flight-, oder Freeze-Modus schalten. Wir sind dann also bereit der Herausforderung zu begegnen, indem alle vorhandenen Ressourcen genutzt werden. Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Um neue Gewohnheiten umzusetzen, bräuchte es aber genau diese Ressourcen.
Natürlich können wir unseren Alltag nicht komplett stressfrei gestalten, aber schon kleine Dinge können helfen in die Entspannung zu kommen: Tiefes Atmen, Mikropausen oder einfach mal im Hier und Jetzt verankern, indem du alle Sinne nutzt. Eine meiner liebsten Übungen ist Folgende:
Benenne einmal leise in deinem Kopf:
- 5 Dinge, die du sehen kannst
- 4 Dinge, die du hören kannst
- 3 Dinge, die du riechen kannst
- 2 Dinge, die du auf der Haut spürst
- 1 Sache, die du schmecken kannst
Und du wirst merken, wie dein Kopf und Körper zur Ruhe kommt.
Du bist der auditive Typ? Rike hat ein wunderbares Interview "Die Macht der Gewohnheit" beim WDR 5 Morgenecho geführt.
Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du neue und hilfreiche Gewohneheiten dieses Jahr mal wirklich in die Tat umsetzen kannst? Dann melde dich gerne für ein unverbindliches Erstgespräch bei uns